Alles fängt gut an, ich kann heute länger schlafen, wir frühstücken zusammen. Ein Telefonat mit der Städtepartnerschaft, ich schreibe ein Email, es geht nicht weg... Der Servicprovider hat ein Problem im Nameserver (ist ja egal was das ist, ein Problem halt) und das halbe Internet - im speziellen ganz Österreich ist nicht mehr "sichtbar".
Naja, sowas kann ich ja umgehen: ich beginne mein Netbook umzukonfigurieren installiere einen eigenen Nameserver - Das Email geht weg.
In der Zwischenzeit ist der Vormittag vergangen und ich habe nichts weitergebracht, denn dem ersten sollte ein zweites Email folgen und dann endlich abrechnen und arbeiten. Wir essen und dann sehe ich, dass unser Faktotum es immer noch nicht geschafft hat einen simplen Abwasserschlauch am Waschbecken im Hinterhof zu montieren.
Ich schaue mir den Abwasserschlauch an, gerade gestern frisch gekauft, schaue mir das Waschbecken an und das Abflussrohr: Nichts von dem passt irgendwie zusammen! Der Schlauch hat keine richtige Dichtung, dort wo man eine vermutet und am anderen Ende passt er auf keinen Fall in das Lock des Abwasserrohres, was dort überhaupt hineinpasst ist für mich fragwürdig, es sieht eher nach einem Redzuierstutzen für Trinkwasserleitungen aus.
Wir schaffen es, den Abwasserschlauch mit Hilfe von schwarzer Silikonpaste am Waschbecken zu befestigen. Das andere Ende: der Anschluss am Abwasserrohr ist ein anderes Kapitel. Nach einigem Hin und Her wird klar: wir müssen das Waschbecken ein paar Zentimeter weiter links an der Wand montieren, sonst geht der Schlauch, der dicker ist als vorhier nicht in das Rohr, das viel zu nahe am Waschbecken angebracht ist.
Die Wand hat schon mindestens dreimal vier Löcher zuviel, das Waschbecken hat offenbar schon mehrmals den Platz wechseln müssen. Ich habe gerade gestern in Elisabeths Blog: Diary of broken Things, geschmökert. Jetzt habe ich déà-vus am laufenden Band.
Wir beschliessen, das Waschbecken auf ein Brett zu schrauben, das wir an der Wand befestigen. Ich suche ein Brett, die Säge, schneide zu und als wir beginnen die Ränder glattzuschleifen und die Löcher für die Schrauben abzumessen fängt es zu regnen an. 'Endlich Regen', denke ich, seit Tagen wird es immer heisser. Wir wollen noch schnell fertigmachen aber dann retten wir uns und das meiste Werkzeug schnell unter ein Dach. So ein Regenguss.
?PickUp gestürzt" class="img" /> |
In diesem Moment gibt es im vorderen Teil des Hauses lautes Geschrei. Dort haben bis vor wenigen Minuten zwei Autoputzspezialisten den ?PickUp auf Hochglanz poliert - oder was auch immer aus dem alten Kasten an "Glanz" herauszuholen ist. Seit acht Uhr früh rücken sie dem guten Stück zuleibe.
Nun hat der Wind - eigentlich ein orkanartiger Sturm - der mit dem Regen einhergeht unseren schönen Schattenspender beim Eingangstor umgeworfen. Der Polierer auf der Ladefläche konnte sich mit einem gewagten Sprung davor retten zerquetscht zu werden, der Baum kracht direkt auf den Überrollbügel, ein Ast beult die Motorhaube ein. Zum Glück nur leicht, wie sich später herausstellt.
Wir laufen alle zusammen, nun ist es egal ob wir tropfnass werden. Die Situation wird erfasst, durchgesprochen, den entronnenen Gefahren nachgeschaudert.
Dann organisieren wir uns schön langsam, das Auto muss unter dem Baum 'raus, der Baum muss vom Haus runter und wir brauchen wieder einen Ausgang damit unsere Flotte wieder flott werden kann. Die ganzen Nachmittagserledigungen die wir vorhatten können wir vergessen, darüber reden wir gar nicht. Nur ich bin etwas geschafft, nichteinmal die Vormittagserledigungen sind halbwegs erledigt - ach: da liegt ja noch das Werkzeug von der Waschmuschel im Regen herum!
Während ich alles zusammenklaube und ins Trockene schaffe, schaudere ich unter der Vorstellung, bei dem strömenden Regen könnte nun auch ein Erdbeben das Dach einstürzen lassen - dann würde Paul sicher aus seinem tiefen Mittagschlaf aufwachen und wir hätten nochmal doppelt soviel zu tun, damit er nicht auf dem umgestürzten Baum herumklettert. Nachdem die Sachen weg sind und ich endlich auch an einem Ast herumzerre der den Weg im Torbereich versperre, vergeht meine Paranoia schön langsam wieder und ich bekomme wieder ein Wirklichkeitsgefühl: Wie gut es tut was zu tun.
Der Baum ist abgestützt, ich besteige den ?PickUp, gebe Vollgas und ziehe das Auto unter dem Baum so schnell hervor, dass dieser keine Chance hat die Ladefläche zu zerdrücken. Dafür hab' ich grad fünf Meter Spielraum, aber der Baum hat sich sowieso im Mangobaum auf der anderen Seite dicht verfilzt und bleibt stehen.
?PickUp unter blauem Regenschirm" class="img" /> |
Sowas geht aber auch wieder vorbei und dann dient es noch lange als Stoff zum Erzählen. Es gibt ja auch ein Happy End.
Wir versuchen den Baum vom Dach herunterzuziehen, zuerst per Hand, dann binden wir die Schnüre am ?PickUp an - sie reissen. Apropos Schnüre. Vor einer Woche habe ich den Großonkel gebeten, er möge mir ein paar Schnüre auf Reserve kaufen, gestern hab' ich im das Geld dazu gegeben, heute Mittag waren die Schnüre da.
Nachdem Faktotum die Hälfte der Äste mit der Machete heruntergehackt hat, binden wir die Schnüre wieder zusammen und an den ?PickUp. Diesmal fällt der Baum um, ohne das halbe Hauseck mitzunehmen und wir beginnen den gar nicht so Alten in Stücke zu zerlegen. Direkt unter dem Stamm befindet sich ein riesiges Termitennest, es hat eine so interessante Struktur, dass ich es zuerst für die verrosteten Innereien eines Lastwagenluftfilters halte. Die ganze Situation ein Eintrag im "diary of broken things". Jetzt lasse ich schnell Fotos für diesen Blog machen. Auf das Termitennest habe ich vergessen.
Dann gehe ich nach hinten und während die anderen den Baum zur Seite fegen suche ich das Werkzeug wieder zusammen, reisse am Brett an wo ich die Löcher mache, schmirgle noch einmal über das Holz und montiere das Waschbecken. Es hält jetzt viel besser, bemerke ich stolz und dass ich es trotz mehr schwarzer Silkonpaste auf dem weißen PVC-Rohr nicht schaffe den Abfluss dicht zu kriegen macht mir nichts mehr aus. Morgen ist auch noch ein Tag und ein bischen mehr Wasser am Boden ist nicht wirklich schlimm.