Magic-Buggy: Substantiv, m [majikbuugi]
Bedeutung: typisch Leonesischer Ausruf, wenn unser Jeep auf der Straße vorbeifährt.
Die durchschnittliche Standzeit unseres Jeeps sind zwei Ausfahrten auf die Finca. Wir reparieren ihn, dann fahren wir auf die Finca. Eine Woche später fahren wir wieder und dann wird er kaputt. Dann reparieren wir wieder und so geht es weiter. Die letzten beiden Male waren filmreif.
Achse Abgerissen
Es ist der 28. Juni, wir fahren zur Finca. Etwas später als sonst, wir wollen nur die Wochenbesprechung machen und die Löhne zahlen. Manche von Euch kennen ja die Stelle, wo es steil bergab geht. In der Mitte des Hanges knirscht und reibt es fürchterlich links vorne. Faktotum bremst sofort - d.h. stellt das Fahrzeug vor einen Stein damit es nicht weiterrollt - und wir sehen nach was da los ist. Das linke Vorderrad ist ziemlich weit nach hinten gerutscht und schleift am Kotflügel. Nähere Betrachtung zeigt: die Achsaufhängung auf den Blattfedern ist abgerissen, die ganze Achse etwa 30cm nach hinten gerutscht.
Ich binde ein Seil um dir Radnabe und dann an einen Baum, Faktotum wirft den Rückwärtsgang ein und schiebt langsam bergauf zurück, bis die Achse wieder halbwegs gerade ist. Dann schalten wir ab und lassen den Motor abkühlen. Das Seil wird um die Achse gewunden und an der Stoßstange vorne festgebunden.
So fahren wir den Rest des Bergs hinab. Durch das Flußbett will ich nicht mehr fahren, dort hüpft der Jeep und das Seil kann verrutschen. Wir lassen den Majikbuugi im Wald, hängen uns alle Werkzeuge und sonstigen Utensilien um und gehen zu Fuß weiter.
Die Fotos habe ich vor dem Heimfahren gemacht, an der Unfallstelle hatte ich keine Zeit an die Kamera zu denken. Wir fahren dann zu dritt wieder den Berg hinauf, und auch sonst schaffen wir alle Auf-, Ab- und Durchfahrten problemlos.
Eine Woche später, am Vortag des nächsten Einsatzes, wird eine Reparatur schon dringend. Es ist nicht nur der Fixierbügel auf der linken Seite gerissen, auch der auf der rechten Seite ist kaputt. Das haben wir beim Heimfahren gar nicht bemerkt. Bei einem "Autozerleger" finden wir zwei Paare Fixierbügel, etwas zu lang, aber mit ein paar übergroßen Muttern als Beilagscheiben kompensieren wir das. Auch der Zentral-Pin, der die Blattfedern zentriert ist abgerissen und wird durch eine M8x250mm lange Stahlschraube ersetzt.
Zum Glück hat unser Spezialmechaniker 'El Piojo' (der Floh), spezialisert auf den Majikbuugi, heute kaum sonst was zu tun. Am selben Tag ist Majikbuugi wieder einsatzbereit. Am Samstag geht's zur Finca.
Ach: am 28. Juni haben wir auf der Finca das Stutenfohlen Fabiola besichtigt, darüber berichte ich das nächste Mal.
Refrain: Chassis durchgerissen
Es ist der 12. Juli: Diesmal haben wir viel vor.
Wir haben Zementmischung mit, die Jungs auf der Finca haben Steine zusammengetragen und wir werden einen doppelten "Procesador" für "Abono Organico" bauen. Auf deutsch: zwei Mieten zum Umwandeln von Pferde- und Rinderscheiße in organischen Dünger.
Die Hitze haut mich fast um. Zuwenig Wasser hab' ich auch mit, nur drei Liter. Wir graben in den Hang hinein und dann mauern wir ein bischen aus. Dazwischen klinke ich mich aus, wir sammeln "Espinuelas" - das sind Riesen-"Schwiegermutterzungen" - die wir auf den Berg fahren werden um dort den Zaun zusätzlich mit einer natürlichen "Wildererabwehr" zu versehen. Ausserdem besichtigen wir unser neues Stierkalb Bernhard, aber davon ein andermal.
Um zehn ist erst die erste Steinreihe der ersten Seitenmauer fertig, der Zement ist aus und die Zeit drängt. Ich zahle die Leute aus und mit ziemlichem Bauchweh fahren ich los. Wir wissen nicht, ob die Straße auf den Berg wirklich schon repariert ist und ob der Majikbuugi hinaufkommt. Er ist bis über das Dach mit Espinuelas gefüllt. Außerdem kennt weder Faktotum noch ich den genauen Weg. Wir haben letztens zu Fuss den Marsch bis zu den Erdnussfeldern gemacht - davon auch ein andermal - aber von dort haben wir nur eine ungefähre Ahnung wie es weitergeht.
Um 11:30 sind wir an der richtigen Wegbiegung, es hat um die 36 Grad und ich bin so müde, dass ich beim Bergauffahren im Majikbuugi immer wieder mal einnicke. Wer ihn kennt wird wissen, dass das ein Kunststück ist. Nach zwanzig Minuten sind wir oben bei den Erdnussfeldern angelangt.
Oben sehen wir das ganze triste Bild der für die Erdnussfarmer abrasierten und plattgemachten Hochebene. Die Viecher die hier noch herumkrebsen dürfen bis die Erdnüsse gesät werden sind richtig arm: was sollen die hier fressen?
Wir fahren geradeaus los, irgendwann fangen die Bäume an und dann geht es anscheinend nicht mehr weiter, weil die Bäume und Sträucher immer enger zusammenstehen. Ich muss vorgehen um den Weg zu erkunden, damit wir rechtzeitig umdrehen können bevor der Majikbuugi steckenbleibt.
Aber hier bewährt sich der Majikbuugi, er schlängelt sich durch das schwierige Gelände und schließlich kommen wir an eine Abzweigung, wo wir den Sohn von der Nachbarfinca im Gebüsch treffen der Brennholz sammelt. "Warum seid Ihr nicht über das Feld gefahren?" meint er, dort gibt es eine Straße die von allen anderen verwendet wird. Und die sei "brettl-eben".
Naja - beim Heimfahren dann. Wir durchpflügen den Rest des Weges, laden unsere Espinuelas entlang des Zaunes ab. Wir sind erleichtert, euphorisch: mit vier weiteren solchen Fahrten können wir den ganzen Zaun mit Espinuelas abdecken.
Faktotum schiebt zurück, quer in den Hang, um den Majikbuugi umzudrehen. Es kracht und der Kühlerventilator beginnt lautstark irgendworan zu schrammen.
Wir stellen sofort den Motor ab und schauen uns belämmert an. Dann überfliegen wir den Schaden und schieben das Fahrzeug erst einmal händisch halbwegs in die Gerade.
Ich hatte in letzter Zeit schon - wie die letzten zwei Male - das Gefühl gehabt, der Boden beim Beifahrersitzt bewege sich mehr als sonst. Jedesmal wenn ich dieses Gefühl hatte, brach kurz danach das Chassis auseinander: "Alle Jahre wieder".
So ist es auch heute wieder. Die Stelle wurde schon zig-mal geschweisst. "El Piojo" schickt uns zum Alteisenhändler, "kauft so zwei, drei Zoll Stahlblech, etwa sooo dick" und zeigt mit Daumen und Zeigefinger eine unbestimmte Blechstärke an. Das schweist er dann über die Bruchstelle drüber.
Beim Zurücksetzen ist das rechte Vorderrad in ein riesiges Loch hineingefallen, den Schlag hat der bereits geschwächten Stahlträger nicht mehr ausgehalten und ist durchgebrochen. Dadurch befindet sich nun die rechte Motorhalterung etwas weiter unten als sonst. Dass, und der sowieso seitlich verschobene Aufbau, führt dazu, dass sich der Motor nach links geneigt hat und der Kühlerlüfter direkt am Kühlerschlauch scheuert. Lüftergehäuse gibt es ja keines!
Wir haben Mordsglück, dass der Schlauch nicht durch ist, dann müssten wir abschleppen - und wie? hier am Berg oben! Zum Glück haben wir den Majikbuugi zum Zurücksetzen nicht eingeschaltet, sondern ihn per Hand verschoben. Sonst hätten wir zu Fuß heimgehen können. Jetzt merken wir wieder, dass wir kein Wasser mehr haben und die Sonne, es ist jetzt 13:00, unbarmherzig herunterbrennt.
Wir versuchen verschiedene Dinge, um den Motor aufzurichten und den Ventilator vom Schlauch damit fernzuhalten. Letztlich machen wir einen Knebelzug quer über die Frontkarrosserie, stecken einen Knüppel bei der linken Motoraufhängung hinein und binden in fest, damit er nicht auf einmal herausfällt und durch die Luft fliegt und drücken mit einem Ast den Kühlerschlauch etwas zusammen. So schaffen wir es, dass während der Fahrt meistens nichts woanders reibt und schrammt.
Der Rest der Fahrt ist relativ unspektakulär was das Auto betrifft. Wir fahren nicht schneller als 10 bis 20km/h und kommen nach einer Dreiviertelstunde müde, durstig aber wohlbehalten zuhause an.
Seither steht Majikbuugi wieder leblos im Hof herum und wird als Ablagefläche für gerade in Gebrauch befindliche Schraubenzieher, Dinge die man am Abend am Boden findet und die die Hunde nicht kaputtmachen sollen und alles mögliche andere Zeugs verwendet.
Wir sind im Moment ratlos, was das weitere Schicksal des Majikbuugis sein soll, denn das Chassis wieder einmal von 'El Piojo' zusammenflicken zu lassen erscheint mir sinnlos.
Diese Woche können wir nicht auf die Finca fahren. Der Brunnen ist ausgetrocknet und wir müssten ihn unbedingt ausschaufeln lassen. Dann nehmen wir halt den ?PickUp, Nadia macht sich bereit zu fahren, denn ich kann wegen anderer Verpflichtungen nicht. In letzter Minute fällt der Mann aus der sich traut in den Brunnen zu steigen.
Ein wenig Abstand hilft die Gedanken zu klären. Die Zitrusbäume werden mit Wasser vom Nachbarn gegossen, ist zwar eine Mordsschlepperei, aber wir haben ja Don Ramón, unser Maultier. Nach ein paar Tagen Ruhe erholt sich der Brunnen ein bischen und trägt auch wieder beim Gießen bei.
Wir holen Kostenvoreinschläge ein. Um umgerechnet etwas mehr als EUR 500,- finden wir einen Mechaniker, der den ganzen Majikbuugi auseinandernimmt, die verfaulten Teile der Stahlträger gegen neue austauscht, eine neue Kühlerhaube anfertigt und das Fußbodenblech erneuert.
Im Moment können wir das nicht bezahlen, aber wir können eine Ratenzahlung vereinbaren. Übers Wochenende werden wir weiter überlegen.
Kann sich wer von Euch vorstellen, uns zu helfen den Majikbuugi wieder in einen ganz normalen Suzuki-Jeep zurückzuverwandeln?